In Memoriam: Karl Wolfgang Weber

Wolfgang Weber.
Wolfgang Weber auf der Internationalen Seilertagung in Luzern 2009

Am 19. Dezember 2023 ist Karl Wolfgang Weber im Alter von 93 Jahren verstorben. Wolfgang wurde am 22. Mai 1930 in Löbau/Sachsen geboren, wo seine Vorfahren eine Seilfabrik betrieben. Da er von klein auf in der Manufaktur geholfen hat, war sein beruflicher Weg bereits frühzeitig vorbestimmt. Nach seiner Gesellenprüfung im Jahr 1951 wollte er auf die früher bei Handwerkern beliebte Wanderschaft gehen, was in der damaligen DDR systembeding nicht möglich war. 1953 schloss er in einem Volkseigenen Betrieb (VEB) die Lehre als Drahtseiler ab und arbeitete ab 1954 in einer Berliner Seilfabrik.

Unzufrieden mit dem kommunistischen System in der damaligen DDR floh er über West-Berlin ins Saarland – nach Homburg und arbeitete dort in den Drahtseilwerken Saar, die allerdings später in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten.

1963 entdeckte er in der Deutschen Seilerzeitschrift ein Stelleninserat der Firma Arova Mammut. Er bewarb sich und wurde dort 1964 als Ingenieur für F&E eingestellt. In dieser Zeit entwickelt er unter anderem neue Bergseile.

Nach seiner Pensionierung übernahm er die Redaktion der Deutschen Seilerzeitung. Mit Ausgabe 1/2000 wurde der im 119. Jahrgang erscheinende Titel EURO-SEIL Deutsche Seiler-Zeitung als «Heft im Heft» in den viermal jährlich erscheinenden Titel Melliand Band- und Flechtindustrie integriert.

Wolfgang Weber veröffentlichte 140 Fachbeiträge, schrieb das 2-bändige Seilereilexikon und meldete zwei Patente an.

Der Verein Seil- und Hebetechnik Schweiz würdigte den Verstorbenen mit den Worten: «Wolfgang war nicht nur ein erfahrener und begabter Seiler, sondern auch ein Mensch von grosser Herzlichkeit und Güte. Sein Engagement für unser Handwerk und seine kollegiale Art machten ihn zu einem Vorbild für uns alle.»

Auf dem Trauerzirkular der Familie steht ein Spruch von Franklin D. Roosevelt: «Wenn Du das Ende des Seils erreichst, mach einen Knoten rein und bleib dran» - nichts könnte treffender sein…

Dr. Roland Seidl